Gestalte Dein Material so, dass möglichst viele Menschen möglichst vielfältig damit lernen können.
Ein offenes Bildungsmaterial ist potentiell ein Lernangebot für alle. Anders als bei einem traditionellen Bildungsmaterial, das ich in der Regel für einen Kurs, eine Klasse oder die Teilnehmenden in einem Workshop oder Webinar erstelle, ist die Zielgruppe eines offenen Bildungsmaterials also nicht (oder nicht nur) eingegrenzt.
Diese Offenheit der Zielgruppe steht nicht im Widerspruch zu einer Analyse einer möglicherweise vorhandenen engeren Zielgruppe und auch nicht im Widerspruch zu einer pädagogischen Gestaltung von Bildungsmaterialien. Sie bedeutet aber, dass die engere Zielgruppe nicht die einzigen Lernenden sein müssen, die mit dem Material lernen. Und auch, dass die von mir entwickelte pädagogische Gestaltung der Bildungsmaterialien nicht die einzige Form des Lernens mit meinem Material sein muss. Stattdessen sollte ich mein Material so offen gestalten, dass das Lernen damit (auch) für eine potentiell unbegrenzte Zielgruppe möglich ist und dass meine pädagogische Gestaltung Offenheit zulässt, so dass Lernende auch anders damit lernen können, als ich es mir überlegt hatte.
Die Gestaltung des Bildungsmaterial OERworkflow hat mit dem OERcamp 2019 in Lübeck einen klaren Anlass. Vor diesem Hintergrund lässt sich auch eine primäre Zielgruppe identifizieren: Die Teilnehmenden im gleichnamigen Workshop, die aus allen Bildungsbereichen stammen und bislang meist wenig Erfahrung mit der Erstellung von OER haben. Dennoch war bei der Gestaltung des Bildungsmaterials nicht nur diese engere Zielgruppe der Ausgangspunkt, sondern das Lernen an sich. Das hat mehrere Konsequenzen:
Jöran Muuß-Merholz hat die Frage der Offenheit von OER zum Lernen in einem Meinungsbeitrag mit dem Titel "Kann denn nicht ein einziges Mal jemand an die Lernenden denken?!“ für die Informationsstelle OER beleuchtet.
Offene Bildungsmaterialien können potentiell von allen genutzt werden. Wenn ich ein neues Bildungsmaterial erstelle, sollte ich deshalb nicht nur eine bestimmte Zielgruppe von Lernenden im Blick haben. Stattdessen sollte ich akzeptieren (und es durch offene Gestaltung ermöglichen!), dass Lernende mit meinem Material vielleicht ganz anders lernen, als ich mir das ursprünglich vorgestellt hatte.